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FILME
 

DOKUMENTARFILME

 

Annina Furrer
„Dem Himmel zu nah“, 2016

www.cineman.ch > movie > Dem Himmel …

 

Marianne Pletscher
„Dein Schmerz ist auch mein Schmerz“, 2011

www.srf.ch > Play

 

„Was bin ich ohne dich? Wie Angehörige den Suizid überleben“, 2018

www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-was-bin-ich-ohne-dich-100.html, verfügbar bis 12.6.2019

 

 

SPIELFILME

 

Caroline Link
„Im Winter ein Jahr“, 2008

www.media-server.net > Im Winter…

 

Johannes Fabrick
„Der letzte schöne Tag“
Spielfilm, DVD bei Amazon.de

BERICHTE

PERSÖNLICH

BETROFFENER

Persönliches. Denn es tut gut ...

... nicht weiter zu schweigen.
 

 

Wenn ich erzähle, können die Anderen sich einfühlen

 

Wenn ich mich öffne, trauen sich die Anderen vielleicht auch, auf mich zuzugehen oder selbst zu erzählen.

Ich will nicht weiter alleine sein, mein Schmerz und mein Vermissen wandeln sich mit dem Erzählen.

Meine Geschichte:

Mein Vater kam nicht pünktlich um halb eins zum Mittagessen nach Hause. Auf einmal fiel meiner Mutter auf, dass sein Mantel noch da hing, seine Aktentasche an die Wand gelehnt stand. Wir fanden ihn schliesslich im Keller. Da lag er, den Körper verdreht, das Gesicht blutüberströmt. Er hatte sich erschossen. Ich schaute nur für Sekunden hin, doch dieses Bild hat sich in mein Gehirn wie eine Fotografie eingebrannt. Aber eben eine Fotografie, das konnte ja nicht wahr sein, das war doch nicht mein Vater!

 

Als ich am Nachmittag mit einem Freund ins Dorf ging, sah ich das Postauto und die offene Tür beim Bäcker. Das schockierte mich, ich hatte gemeint, die Welt bleibe für alle Menschen stehen.

 

Ein paar Tage später, als wir ihn zum letzten Mal sahen, glaubte ich nicht, das er das war, es war alles völlig unwirklich. Das war nicht sein Körper, das war eine Wachspuppe.

 

Ich schämte mich so furchtbar, es war doch bestimmt nur wegen mir geschehen, weil ich so ein schlechtes Kind war.

 

Ständig sah ich ihn auf der Strasse oder im Bus. Meinen lieben Vater! Mir wurde heiss, mein Herz raste, es war wie ein Schlag in den Bauch. Ich verstand nicht, warum er nicht mehr bei mir war. Ich konnte nicht glauben, dass er tot war.

 

Als ich an der Schule monatelang immer wieder über Tage fehlte, bekam ich einen scharfen Verweis wegen Schulschwänzens, und man schickte mich zum Schularzt. Der untersuchte meine Armbeugen auf Einstiche und fand nichts. Das war´s. Man wollte die Gründe gar nicht kennen.

 

Ich war alleine. Alleine mit meiner Trauer, meiner Scham, meiner Wut.

Obwohl ich davon erzähle, wollte niemand wahrnehmen, wie es mir tatsächlich ging, dass ich kurz davor war, völlig auseinanderzubrechen.

 

Inzwischen sind fast vier Jahrzehnte vergangen, und mein Vater hat einen Platz in mir und meiner Geschichte erhalten, ich kann mich wieder an sein Wesen erinnern, seine Liebe spüren.

 

Ich habe durch dieses Schreckliche so vieles verloren, so vieles versäumt, so vieles nicht erreicht, so unendlich viel geweint.

Jetzt sehe ich auch etwas, das ich gewonnen habe: meine übergrosse Sensibilität und Verletzlichkeit kann sich in Empathie und Fürsorglichkeit zeigen, anderen und mir selbst gegenüber.

 

Vieles kann nun ruhen, kann liebevoll behütet sein. Viel Neues hat Platz gefunden und kann wachsen.

Ingrid, im Oktober 2018

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Meine Eltern gingen an die Ausstellung einer Freundin. Sie fanden beide das gleiche Bild, das Sie kaufen wollten. Darauf ist ein Baum aus Händen, aus denen Vögel Körner picken. Auf die Frage, was dieses Bild bedeutet, sagte sie, man müsse für Menschen, die sich das Leben nehmen, Vögel füttern. Es befriedet ihre Seele. Das Bild hängt noch immer da. Es ist wunderschön, es hat etwas Beruhigendes, Versöhnliches. Seine Seele hat ihren Frieden gefunden, er hat es mir in einer Nacht gesagt.

Meine Geschichte
Ich bin vierzehn, meine Mutter nimmt sich das Leben.
Ich komme von der Schule nach Hause, meine Mutter ist verschwunden.
Mein Vater macht eine Vermisstenanzeige, abends um neun kommen zwei Polizisten und teilen uns mit, dass ihre Kleider gefunden wurden.
Alles ist unwirklich, die Beerdigung, das Kondolieren, das Zusammenkommen der Familie, all die für mich völlig losgelösten Worte und Sätze des Beileides…
Ich bin nicht mehr wirklich da
Ich träume nachts, dass sie mich holen kommt
Ich sehe sie überall in der Stadt
Ich bin ohne sie verloren
Ich will ohne sie nicht sein
Ich gehe in die Schule
Ich mache den Haushalt
Ich bin fremd
Ich bin herausgefallen
Ich bin alleine
Ich vermisse sie noch heute, Jahrzehnte später.
Ich vermisse sie für ihre Herzlichkeit, für ihre Wärme, für ihre Tatkraft, für ihre Lebensfreude, für ihre ganze Fülle als Frau…
Sie war mir ein grosses Geschenk. Sie hat mir auch in dieser kurzen gemeinsamen Lebenszeit ganz viel Bedeutendes gelehrt und
auf meinem Weg mitgegeben. Danke!

 

Ihre Tochter B.

Wo bist du nun?
Ich sehe dich im weiten Wald, in den Bergen, im Himmel…
Ich höre dein Flüstern im Wind, in den tanzenden Blättern, in den Regentropfen…
Ich fühle deine Anwesenheit beim Sonnenuntergang, wenn ich die Sterne schaue…
Ich weiss, du bist allgegenwärtig!

 

Wie ist es?
„Papi hat sich letzte Nacht das Leben genommen“
Die Welt, die Zeit blieb stehen. In Sekundenschnelle wurde mir klar, das ich ihm nie mehr
begegnen werde und kein Wortwechsel mehr stattfinden wird, das tat so weh. Ich war zu spät, ich
habe ihn verpasst. Es ist wie feiner Sand, der einem zwischen den Fingern durchrinnt.
Am 3. September 2010, dem Tag als ich erfahren habe, dass mein Vater sich in der Nacht
erschossen hatte


„war ich“
sprich „ich bin gewesen, vergangen, vorbei, verloren“
denn alles zerbrach. Ohnmächtig wurde die Vergänglichkeit bewusst. „das kann nicht wahr
sein“ „Ich habe ihn verpasst, meinen Vater verloren, ich bin verloren, alles ist verloren“ „Ich war,
es ist vorbei“, „ich bin zu spät“, „Nichts kann es rückgängig machen“ “die Welt zerbricht“

 

Die erste Zeit danach:
„alleine und unverstanden sein“
Tiefe Trauer, Liebe, Wut, Ohnmacht, Schmerz, Schuldgefühle im Wechselbad

 

Nun ist es.
Der Suizid akzeptiert und die Emotionen Teil meines Lebens. Ich kann immer wieder weinen und
das ist ok, auch wenn es schmerzt. Es ist ein vertrauter Schmerz der auch tiefe Liebe und
Verbundenheit in sich trägt. Manchmal ist es fern und wie aufgelöst, ganz sachlich, meldet sich
monatelang nicht, dann ist es wieder sehr nahe und Emotionen möchten zum Ausdruck kommen.
Diese lasse ich zu, aber meistens nur, wenn ich alleine bin. In Gegenwart Anderer bin ich wie
blockiert oder schäme mich. In seltenen Fällen ist es mir egal.
Es begleitet das Leben. Und manchmal frage ich mich: „hat es das schon vorhin?“

 

Was das Unterbewusstsein leistet:
Träume sind eben keine Schäume, sondern Wegweiser und Helfer. Der innere Weg.

So träumte ich in der Nacht, als mein Vater sich sein Leben nahm, von Suizid:
„Ich befand mich im Schulunterricht. Das Thema war Suizid. Da war ein Mann, der live
verschiedene Arten des Suizids demonstrierte“. Es war nicht schlimm im Traum, denn es war ja
Unterricht. Ich erwachte und war erschrocken, weil es mir rückblickend doch brutal erschien. Nach
einer kurzen Pause konnte ich wieder einschlafen. Am Folgetag habe ich nicht mehr an den Traum
gedacht. Ich ging meinem gewohnten Alltag nach und erhielt am Abend ein Telefon von meiner
Mutter mit der Information, dass mein Vater sich, in der Nacht meines Traumes über Suizid, das
Leben nahm. Er hat sich erschossen. Interessanterweise kam das „sich Erschiessen“ in meinem
Traum nicht vor. Irgendwie hatte ich wohl unterbewusst einen Draht zu der Situation, welche mir
im Traum gezeigt wurde. Denn ich träumte den Traum zum Zeitpunkt seines Ablebens. War es
eine Verbindung des Unbewussten, eine Vorahnung, eine reine Information oder auch eine
Vorbereitung? Warum war das so?


In den weiteren Träumen danach tauchte mein Vater immer wieder auf. Am Anfang träumte ich
stets, dass er noch leben würde und alles ein Missverständnis oder ein Unfall war. Einmal konnte
ich sogar mit ihm sprechen.
Im weiteren Traumverlauf, das zog sich über Monate und Jahre hinweg, sah ich immer mehr die
Realität. Dass er davon fuhr, ich sah seine verheilte Narbe, oder er sagte, dass er nun doch tot sei
und er nicht wirklich da ist, er mich eben aus dem Jenseits besucht. So hat mich mein
Unterbewusstsein sanft zur „Realität“ begleitet.


Was ich damit sagen will, ist, dass wir mehr auf unsere Träume geben dürfen, auf sie achten
sollten und sie als Helfer in der Verarbeitung ansehen können.
Träume sind der Beitrag und die Arbeit unseres Unterbewusstseins, so etwas verarbeiten zu
können.


Die letzten Worte
Mein Vater hat mit einem Bleistift zwei kurze Sätze auf die Rückseite eines Papptellers
geschrieben. Das waren seine letzten Worte, die wir noch verstehen konnten. Es ist wie das letzte
irdische was einander noch verbindet. Diese zwei Zeilen waren mir so wichtig! Die Worte, seine
Worte lesen zu können, noch irgendetwas von ihm zu haben. Es half mir, dass er etwas
geschrieben hatte. Ich konnte noch etwas von ihm in den Händen halten.


Was hilft noch? Schreiben, kreativ werden. Künstlerischer Ausdruck als Unterstützer:
Ich habe sehr viel geschrieben. Viele Briefe an meinen Vater. Zwiegespräche, Gedanken, Träume,
Emotionen. Einfach schreiben lassen und den Mut zum Bleistift fassen. Das hat mir damals und im
Nachhinein sehr geholfen. Diese Briefe habe ich aufbewahrt, man könnte sie z.B. auch
verbrennen. Doch ich erkannte das Gute im Aufbewahren, als ich nach Jahren per Zufall wieder
auf diese Briefe stiess und sie las. Einerseits ist man sofort wieder in das Geschehen zurück
katapultiert, dafür kann man sich erinnern und nochmals nachleben, merken wie es jetzt ist und
wie stark so etwas sein kann. Erkennen, was man selber daraus lernen konnte und sehen, wie tief
man mit etwas in Verbindung gehen kann.
Es muss nicht schreiben sein, es kann auch Malen, Modellieren, Singen, Musizieren, Tanzen oder
sonst was sein. Ich habe einfach stark die Erfahrung gemacht, dass künstlerischer Ausdruck die
Verarbeitung von Traumata sehr unterstützen und das eigene, noch vorhandene Leben, das eben
weiter gelebt werden soll, bereichern und Erkenntnisse aus den schmerzlichen Erfahrungen
gezogen werden können. Das möchte ich allen Hinterbliebenen ans Herz legen und als
Unterstützung weitergeben.


Lasst eure Trauer, euren Schmerz, die ganzen damit verbunden Emotionen in ein Gefäss
der Kreativität fliessen.
Jeder Mensch kann Zugang dazu finden.
Es hilft.

Sarah

 

 

 

Ich werde heute über ein  soziales Tabu schreiben. Es tut mir gut in meinem langen Trauerprozess über meine Mutti zu schreiben und zu reden.

Der Suizid meiner Mutter war ein schreckliches Ereignis und verfolgt mich bis heute.

Das Leben meiner Mutter war hilfreich. Meine Mutter war engagiert, sie war in mehreren Vereinen, sie hat freiwillig in Afrika in einer Schule gearbeitet.

Meine Mutter war streng aber gerecht. Die Erziehung war vielschichtig.

Sie war mir Vorbild.

Die Liebe meiner Mutter ist wie eine Melodie und hat verschiedenen Noten.

 

Trotz der Rückenschmerzen meiner Mutter, ihre einige psychische Krisen, unserer Geldprobleme, hat sie mir nie über Suizid oder Depression geredet aber sie hat vielleicht ihre drei Kindern geschützt.

Mit 17 Jahren habe ich an das Schlimmste gedacht. Ich kam von der Internat heim, die Mutti war nicht da. Es lag ein kurzer Brief da. Mein ankommender Vater hat gesagt, es ist irgendwas passiert. Zusammen mit meinem Hund habe ich sie kurz gesucht und tot im Haus gefunden.

Ich habe nicht geschrien.

Jeder Mensch hat unterschiedliche Reaktionen und Gefühle:

Wie ich jetzt noch trauere ist mein persönlicher Weg.

Anonyme (Fr.)


Einige Gedanken
ich stehe in einer neuen Welt, die ich nie gesucht habe. Ich weiss auch nicht, wie man darin lebt.
Es ist sehr traurig, dass ich nichts mehr teilen kann, dass ich alleine bin.
Was soll ich fühlen?
Wie kann ich das weiter schaffen. Es ist alles so schwer und weiter unbegreiflich, wo ich nun
bin, werde sein und wie es weiter geht.
Mir hat geholfen, mir gegenüber verständnisvoll zu sein. Die eigenen Gefühle
wahrzunehmen und für sie einzustehen.
Dafür benötigt man Mut und viel Selbstgefühl.

 

HIER FINDEN SIE FACHLICHE HILFE:

Es ist möglich, dass Sie es alleine nicht schaffen. Dann suchen Sie professionelle Hilfe. Eine erste Ansprechperson kann Ihre Hausärztin / Ihr Hausarzt oder die Seelsorge Ihres Wohnortes sein. Reden Sie über das Ereignis, über Ihre Trauer und Ihre Sorgen, wie es weiter gehen kann.


 

143    
Dargebotene Hand

147  
Notruf Kinder und Jugendliche

0848 35 45 55    
Elternnotruf

061 261 15 15    
Ärztliche Notrufzentrale Notfallpsychiater

061 325 51 00    
UPK Basel
Notfall für Erwachsene, Jugendliche
und Kinder


 

061 325 81 81     
UPK Basel Akutambulanz
    
Offene Sprechstunden für Erwachsene
  
Mo bis Fr 8 Uhr – 16 Uhr


061 553 56 56    
Psychiatrie Baselland, Liestal
    
Notfall für Erwachsene

 

061 325 82 00    
Kinder- und Jugendpsychiatrie Basel

 

061 553 55 55    
Psychiatrie Baselland, Liestal
    
Notfall für Kinder und
Jugendliche
 

061 689 90 90    
Zentrum Selbsthilfe Basel

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