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SUIZID -

WIE WEITER?

In der Schweiz sterben jährlich über 1‘000 Personen durch Suizid. Zurück bleiben Partner und Partnerinnen, Mütter und Väter, Söhne und Töchter, Schwestern und Brüder, Freunde und Freundinnen.

Sie haben einen nahestehenden Menschen durch Suizid verloren. Die Nachricht ist ein Schock. Sie sind fassungslos. Sie denken, dass es ein Irrtum sein muss. Sie stehen irgendwo zwischen völliger Lähmung und dem Wunsch, einfach davon zu laufen, oder aber aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein Traum war. Erst dann wird Ihnen langsam bewusst, dass es wahr ist.

Grundlegend ist jetzt, dass der Alltag für Sie selbst und Ihre Familie weitergeht, dass Sie vom unmittelbaren Umfeld tatkräftige Unterstützung und einfühlsamen Beistand erfahren: von der Familie, von Freunden und Nachbarn, von Schule und Arbeitgeber.

Innere Zerrissenheit, Verzweiflung und keine Perspektiven machen ein Weiterleben nicht möglich. Personen mit Suizidgedanken sind nicht zwingend psychisch krank. Es können andere Gründe vorliegen: Belastendes aus der Biographie, eine überfordernde Lebenssituation oder die vergebliche Suche nach Lebenssinn. Die Gründe für einen Suizid sind vielfältig. Für den betreffenden Menschen scheint es auf seinem Leidensweg schliesslich keine andere Lösung mehr zu geben, als sich von der Welt zu verabschieden.

So ist es ihm auch nicht mehr möglich, die Konsequenzen für die Hinterbliebenen, für die eigene Familie zu bedenken.
Oft drücken Menschen, die diesen Weg gehen, im Vorfeld ihre innere Not nicht aus, vielleicht aus Scham oder aus Rücksicht, andere Menschen in ihrem Umfeld nicht belasten zu wollen. Sie verschliessen sich.

SUIZID -

GAB ES KEINEN ANDEREN AUSWEG?

Suizid ist oft das Ende eines langen Leidensweges.
 
Ein Betroffener, der seinen Suizidversuch überlebte, hat es einmal so formuliert: „Es ist nicht ein Nein gegen das Leben, sondern ein Nein gegen das Leiden.“

Jemanden durch Suizid zu verlieren ist eine traumatische Erfahrung. Es ist ein Beziehungsbruch, eine existenzielle Erschütterung.
 
Warum? Warum hast du nicht geredet? Warum hast du dir nicht helfen lassen? Bin ich mitschuldig? Habe ich versagt? Habe ich etwas versäumt? Ich habe nichts gemerkt, ich habe nichts tun können. Ich fühle mich schuldig, ich schäme mich so. Wie weiter? Wie soll ich mir und der Welt noch trauen? Wie soll ich mich zukünftig orientieren? Wie schaffe ich das – ohne dich? Wer steht mir bei?
 
Mit einem Suizid brechen nicht nur Selbstverständlichkeiten weg. Wir kommen uns auch selbst abhanden.

In der Folge fühlen Sie sich möglicherweise erstarrt, taub und empfindungslos. Gedanken, Bilder, Erinnerungen quälen und belasten Sie. Sie sind traurig und verzweifelt, sie sind hilflos, voller Angst und ohne Hoffnung. Sie sind körperlich angespannt, schreckhaft und unkonzentriert. Sie schlafen nicht gut, Sie können sich schlecht erholen. Die Welt erscheint Ihnen fremd und unerreichbar. Alles ist unwirklich.
 
All dies sind mögliche „normale“ Reaktionen auf das Unfassbare, mit dem Sie unmittelbar konfrontiert sind. Eine Beruhigung braucht Zeit.
 
Bleiben aber die oben genannten Symptome über einen längeren Zeitraum bestehen, dann empfiehlt es sich sehr, sich an eine Fachperson zu wenden.

NACH DEM SUIZID - SIE BLEIBEN ZURÜCK

Erreicht uns die Nachricht vom Suizid eines uns nahestehenden Menschen, sind wir zutiefst erschüttert. Gedanken, Bilder und Gefühle überfluten uns: Schmerz, Verzweiflung, Angst, Trauer, Schuldgefühle, Scham und vieles mehr.

KINDER UND JUGENDLICHE ALS BETROFFENE

Menschen haben ein grosses Überlebenspotential, um mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen, Kinder und Jugendliche auch. Aber sie brauchen von Erwachsenen Sicherheit, Schutz und Unterstützung.

Versuchen Sie nach einem Suizid die Wahrheit zu sagen. Kinder und Jugendliche wissen, dass etwas Schreckliches passiert ist. Sie haben Fragen, sie brauchen Antworten, auch wenn sie sich vielleicht nicht mitteilen können. Um wieder Vertrauen fassen oder grundsätzlich wieder vertrauen zu können, brauchen Kinder und Jugendliche verlässliche Bezugspersonen, jetzt in dieser schwierigen Lebenssituation, aber auch längerfristig. Suchen Sie je nach Entwicklungsstand des Kindes eine geeignete Sprache. Lassen Sie das Kind am Prozess des Abschiednehmens und Trauerns teilhaben, auch wenn es im Schock nicht mitteilen kann, was es braucht oder sich wünscht. Zwingen Sie es aber zu nichts.
 
Kinder und Jugendliche sind sehr einfühlsam – möglicherweise versucht Ihr Kind Sie als Erwachsenen zu trösten, Ihnen beizustehen, oder es übernimmt Verantwortlichkeiten, die es überfordern. Ermutigen Sie Ihr Kind, sein Leben weiter zu leben: in die Schule gehen, Freunde treffen, Freizeitbeschäftigungen nachgehen, Spass haben. Möglicherweise braucht es diese „Erlaubnis“ von Ihnen.

Kinder gehen manchmal „verloren“, wenn die Eltern zu sehr mit ihrer Trauer oder mit der Alltagsbewältigung beschäftigt sind. Wenn Sie sich als Eltern oder Elternteil überfordert fühlen, können Ihnen vertraute, verlässliche  Freunde oder Verwandte beistehen. Vielleicht braucht es zu Ihrer Entlastung aber auch fachliche Hilfe.
 
Auch Kinder können nach einem Suizid mit akuten Belastungsreaktionen wie Rückzug, Angst, Aggression, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit reagieren. Oft sind auch die Aufmerksamkeit und die Konzentration beeinträchtigt. Diese Symptome klingen in der Regel nach ein paar Wochen ab. Sollte keine Beruhigung eintreten, wenden Sie sich an geeignete Fachpersonen.
 
Ein möglichst breites Netz in dieser schwierigen Situation kann sowohl für Kinder als auch für Sie als Erwachsene hilfreich sein.

FAMILIE UND FREUNDE ALS BETROFFENE

Auch Sie erschrecken ab der Nachricht des Suizides und bleiben betroffen zurück.

Auch bei Ihnen tauchen Fragen und Gedanken nach dem Warum auf.

 

Wir alle wollen als ersten Reflex das Unfassbare verstehen und so suchen wir nach Antworten und Erklärungen. Aber um das geht es nicht. Wir wurden zurückgelassen und spüren nach und nach unsere eigene tiefe Betroffenheit. Damit müssen wir uns nun zurechtfinden.

Auch Sie haben einen brutalen Tod ohne jeglichen Abschied zu verkraften und sehen, wie erschüttert und verloren alle Betroffenen sind. Vielleicht verstummen Sie, werden hilf- und ratlos oder Sie werden übereifrig mit Hypothesen und Ratschlägen.

Es braucht Zeit, sich zu fassen, Worte für seine Anteilnahme zu finden und die Angehörigen wissen zu lassen, dass man für sie da ist. Auch wenn Sie verunsichert sind, können Sie auf die Betroffenen zugehen. Die gemeinsame Betroffenheit verbindet, auch wenn sie für jeden Einzelnen verschieden und anders ist. Sie können helfen, im Konkreten zeigen und auch selbst erfahren, dass das Leben auch mit dem Schrecklichen weitergeht. Dazu braucht es Sie.

FINANZIELLE BELANGE

Ein Suizid trifft immer eine ganze Familie. Die gewohnten, vertrauten Lebensumstände müssen verändert werden

Stirbt ein Elternteil oder der Partner, muss der Andere zusätzliche Pflichten und Aufgaben übernehmen. Oft ist es nicht nur eine Frage der persönlichen Ressourcen, sondern es sind die finanziellen Mittel, die fehlen.Vielleicht stirbt der Hauptverdiener der Familie und Sie haben einfach nicht die Kraft, sofort eine Stelle zu suchen. Oder Sie haben schon lange nicht mehr in Ihrem Beruf gearbeitet, was die Stellensuche erschwert. Oder Sie haben (noch) keinen Zugriff auf das Konto Ihres Partners, um die laufenden Ausgaben zu decken. Oder Sie sind mit den finanziellen Belangen Ihrer Familie völlig überfordert, weil das die Aufgabe Ihres Partners war.

Alle diese Probleme können auftauchen und sind kein Grund, sich zu schämen. Wenden Sie sich an dafür geeignete Beratungsstellen, die Ihnen zur Seite stehen und Ihnen auch rechtlich sagen können, was Ihnen zusteht. Haben Sie den Mut, sich zu informieren.


Ausgleichskassen
Basel-Stadt/Baselland
(Witwen- und Waisenrenten)

Beratungsstelle Wegweiser von der GGG, Basel

Familienberatung Basel-Stadt

Familien- und Erziehungsberatungsstellen Reinach, Muttenz

Sozialberatungen Ihres Wohnortes

Pro Senectute

HIER FINDEN SIE FACHLICHE HILFE:

Es ist möglich, dass Sie es alleine nicht schaffen. Dann suchen Sie professionelle Hilfe. Eine erste Ansprechperson kann Ihre Hausärztin / Ihr Hausarzt oder die Seelsorge Ihres Wohnortes sein. Reden Sie über das Ereignis, über Ihre Trauer und Ihre Sorgen, wie es weiter gehen kann.


 

143    
Dargebotene Hand

147  
Notruf Kinder und Jugendliche

0848 35 45 55    
Elternnotruf

061 261 15 15    
Ärztliche Notrufzentrale Notfallpsychiater

061 325 51 00    
UPK Basel
Notfall für Erwachsene, Jugendliche
und Kinder


 

061 325 81 81     
UPK Basel Akutambulanz
    
Offene Sprechstunden für Erwachsene
  
Mo bis Fr 8 Uhr – 16 Uhr


061 553 56 56    
Psychiatrie Baselland, Liestal
    
Notfall für Erwachsene

 

061 325 82 00    
Kinder- und Jugendpsychiatrie Basel

 

061 553 55 55    
Psychiatrie Baselland, Liestal
    
Notfall für Kinder und
Jugendliche
 

061 689 90 90    
Zentrum Selbsthilfe Basel

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