suizidhinterbliebene-basel.ch
Eine Informationsseite von Betroffenen für Betroffene.
Von Beatrice, Ingrid und Marguerite (Fotos)

UNSER PROJEKT
In der Schweiz gibt es ca. 1‘000 Suizide pro Jahr. Betroffen sind ganze Familien, die Freunde, die Nachbarn, die Kollegen. Ein weitreichendes Umfeld ist erschüttert. Viele geraten in die Sprachlosigkeit des Entsetzens, in die Hilflosigkeit der Ohnmacht, in die Taubheit und Leere des Unfassbaren hinein.
Wer sind wir?
Wir, Ingrid und Beatrice, sind selbst betroffen.
Wir haben als Jugendliche einen Elternteil durch Suizid verloren.
Die Zeit danach war sehr einsam, geprägt von Schweigen und Ohnmacht.
Dieser Leere, diesem Abgrund wollen wir etwas Neues entgegensetzen:
Wir wollen von der Not danach sprechen; wir wollen uns getrauen und neu vertrauen; wir wollen teilhaben lassen und Zuwendung erfahren.
Ein Suizid hat lebenslange Folgen, er ist nie verarbeitet und abgeschlossen.
Es ist ein brutaler Beziehungs- und Lebensbruch, der fortlaufend einen Wandel in der Integration fordert. Es ist anstrengend und es ist auch beglückend, weil damit Wirken und Gestalten möglich werden. Damals war ich deinem Suizid und seinen Folgen hilflos und alleine ausgeliefert.
So entstand in Basel 2015 eine neue Selbsthilfegruppe „Angehörige nach Suizid“.
Aus den geteilten Erfahrungen in der Gruppe entstand aber auch bald der Wunsch nach mehr Engagement:
- Eine umfassendere Unterstützung von betroffenen Hinterbliebenen
- Eine Sensibilisierung für die Not der Angehörigen
- Ein Mobilisieren von mitmenschlichen Verantwortungen
Wie ging es, wie geht es weiter?
Mit diverser ideeller und finanzieller Unterstützung entstand 2019 unser Projekt „Suizid, wie weiter?“ Wir verfassten als Betroffene eine Broschüre und erarbeiteten eine Homepage D/F/E.
Die Broschüre ist mit über 10‘000 Exemplaren im Umlauf. Sie wird von der Polizei Basel-Stadt und Baselland bei der Todesfalleröffnung der Familie abgeben. Sie liegt bei Psychiatrie und Medizin auf. Es gab einen umfassenden Versand an Ärzte/
Psychiatrie und Psychotherapie.
2019 fand eine BVB/BLT Kampagne in den öffentlichen Verkehrsmitteln sowie diverse Publikationen in Tageszeitungen statt.
Wir haben unser Projekt „Suizid-wie weiter?“ innerhalb von Fortbildungen Psychiatrie BS/BL vorgestellt. Unser Engagement fand grosse Resonanz.
2016 nahm auch das BAG die Nachsorge der Hinterbliebenen in die Suizidprävention hinein. 2018 wurden wir angefragt, einen Beitrag zu formulieren, seit 2019 sind wir auf der Plattform vertreten. Unser Projekt findet man unter bag-blueprint.ch -> Informationen und Hilfe für Hinterbliebene nach einem Suizid
Verlassen werden durch Suizid ist eine traumatische Erfahrung. Sich nicht trennen, sich nicht verabschieden, nicht alleine weiter gehen können gefährdet einen selbst. Mitsterben wollen ist als innerer Impuls naheliegend.
Es braucht Wege, um aus der Erstarrung des Unfassbaren herauszufinden.
Wir sind auch Mütter: wir wollen das Unverdaute nicht der nächsten Generation aufbürden. Wir wollen in die Verantwortung einer eigenen Verarbeitung gehen und andere dazu ermutigen.
Vom Überleben in ein lebendiges, erfülltes Leben.
Weiter wichtig war die Vernetzung über die Kantonsgrenzen hinaus: Verein Refugium, Verein Trauernetz (Jörg Weisshaupt, Zürich) und damit auch eine Zusammenarbeit. 2022/23 Gründung und Leitung der Selbsthilfegruppe Nebelmeer in Basel. Vorträge in der Berufsbildung Pflege.
Vorträge gab es auch in gemeinnützigen Organisationen, bei der Pro Senectute,
innerhalb der Angebote der Medizinischen Dienste vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, in Quartiertreffpunkten, in Ausbildungsstätten der sozialen Arbeit.
Auch wurden wir für die Durchführung von Seminaren in betroffenen Unternehmen angefragt.
Wir sind inzwischen eingebunden in der Suizidprävention Basel-Stadt und können dort die Anliegen der Betroffenen vertreten.
Die medizinischen Dienste BS haben Februar/März 2024 eine Kampagne dem Thema Angehörige nach Suizid mit der Ausstellung „Leben, was geht“ gewidmet. Wir waren mit Vorträgen und Podiumsdiskussion dabei. Parallel dazu galt die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Pro Juventute als Plattform für die Suizidprävention bei Jugendlichen.
Suizidalität und Suizide enttabuisieren und all ihre Dimensionen aufzeigen, Mitmenschlichkeit und gesellschaftliche Mitverantwortung mobilisieren,
sind wichtige, umfassende Engagements.
Wir engagieren uns weiter in der Selbsthilfe und Öffentlichkeitsarbeit und danken allen, die mit uns kommen und unterstützen und unsere Anliegen weitertragen.
Beatrice und Ingrid
www.suizidhinterbliebene-basel.ch Homepage «Suizid-wie weiter?»
suizidhinterbliebene@gmx.ch Bestellung Broschüren und Kontaktnahme
www.zentrumselbsthilfe.ch Selbsthilfegruppe „Angehörige nach einem Suizid“
HIER FINDEN SIE FACHLICHE HILFE:
Es ist möglich, dass Sie es alleine nicht schaffen. Dann suchen Sie professionelle Hilfe. Eine erste Ansprechperson kann Ihre Hausärztin / Ihr Hausarzt oder die Seelsorge Ihres Wohnortes sein. Reden Sie über das Ereignis, über Ihre Trauer und Ihre Sorgen, wie es weiter gehen kann.
143
Dargebotene Hand
147
Notruf Kinder und Jugendliche
0848 35 45 55
Elternnotruf
061 261 15 15
Ärztliche Notrufzentrale Notfallpsychiater
061 325 51 00
UPK Basel
Notfall für Erwachsene, Jugendliche
und Kinder
061 325 81 81
UPK Basel Akutambulanz
Offene Sprechstunden für Erwachsene
Mo bis Fr 8 Uhr – 16 Uhr
061 553 56 56
Psychiatrie Baselland, Liestal
Notfall für Erwachsene
061 325 82 00
Kinder- und Jugendpsychiatrie Basel
061 553 55 55
Psychiatrie Baselland, Liestal
Notfall für Kinder und Jugendliche
061 689 90 90
Zentrum Selbsthilfe Basel